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Importiert man ein Fahrzeug aus Übersee oder gab es für diesen Typ noch nie eine Typzulassung in Deutschland, so muß man eine sogenannte Vollabnahme nach §21 Strassen Verkehrs Zulassungs Ordnung - kurz StVZO - durchführen. Je nach Bundesland muß man damit zum Tüv oder zu Dekra, nur einer darf es jeweils machen, und dort auch nicht jeder Prüfer. Voranmeldung und Absprache, eventuell ein Kontrollblick vorab über das Fahrzeug sind oft notwendig und hilfreich, denn hier wird mehr geprüft als bei der Hauptuntersuchung alle zwei Jahre.
Will man nicht nur eine Abnahme für ein einzelnes Fahrzeug, sondern sogar eine Abnahme als naturgetreuer Oldtimer, so ist dies eine Prüfung nach §21c, und dann sind richtige Spezialisten gefragt. Im Oldtimerbereich kann man an einigen Stellen noch mit dem Argument der Originalität kommen, dafür gibt es hier andere Auflagen, wie man das Fahrzeug verändern darf oder nicht. Auf jeden Fall herausfinden, wo ein Kenner die Prüfungen nach §21c macht und dorthin fahren.
Auf jeden Fall sollte man soviel an Daten über das Fahrzeug sammeln wie möglich. Wenn man sich vorher etwas eingelesen hat kann man auf Nachfrage sofort die passende Seite aus dem Handbuch oder den technischen Spezifikationen präsentieren. Eventuell muß man Passagen übersetzen. Sehr nützlich ist die Kopie eines Fahrzeugbriefs von einem typgleichen Wagen, der schon in Deutschland zugelassen ist. Dort stehen für den Volvo C303 die wichtigen Schlüsselnummern: 9101: Hersteller = Volvo(s) und für mich die 100300 = LKW, geschlossener Kasten. Der unbekannte Typ C03 4X4 1V bekommt keine eigene Nummer.
Für mich die nächstgelegene Prüfstelle ist Köln-Bilderstöckchen. Die Prüfung nach §21 ist Montags bis Donnerstags von 8 bis 15 Uhr möglich, Freitag bis 12 Uhr. Extra anmelden mußte ich mich nicht. Also bin ich einfach hingefahren. Leider war direkt vor mir ein Reisebus in den Hof eingebogen, so mußte ich etwas warten. Dann kam der Prüfer auch zu mir.
Die anfängliche Skepsis des Prüfers schwand relativ rasch, ich konnte auf die meisten Fragen schnell und kompetent Antwort geben. Dafür sammelte sich auf der Mängelliste ein Punkt hinter dem anderen. Eigentlich alles Kleinigkeiten, aber die Menge macht es. Auf die einzelnden Punkte gehe ich weiter unten und auf anderen Seiten noch ein. Auf dem Bremsenprüfstand und der Rüttelplatte für die Lenkung wurde mein Volvo C303 gequält - er hat es überstanden. Sehr schön war der Satz aus der Grube : "Der sieht von unten ja viel besser aus als von der Seite!"
Die Liste aller Schwachpunkte und Mängel liest sich erschreckend. Daher hier die Einzelpunkte mit Erläuterungen. Vielleicht ist der TüV in Köln besonders streng. Mag sein, daß es andere Prüfstellen mit manchen Dingen weniger eng sehen. Viel hängt auch vom konkreten Prüfer ab. Zum Glück kann man sich seine Prüstelle selbst aussuchen.
Fabrikschild unvollständig - es fehlen einige Angaben auf dem Volvo-Schild im Innenraum, die bei der Nachprüfung ergänzt werden. (Keine Ahnung, warum das ein "erheblicher Mangel" sein soll)
Bremse vorn ungleichmäßig - Bremswirkung mehr als 25% Abweichung zwischen rechts und links, der Wagen zog beim Bremsen manchmal zur Seite, aber mangels Servolenkung habe ich immer so stark festgehalten, daß mir das nicht aufgefallen ist. Bremsen entlüften und nachstellen.
Bremspedalweg zu lang - Bremsen entlüften und nachstellen
Unzulässige Frontscheibe rechts - Prüfzeichen fehlt. Ein formelles Problem mit großer Wirkung - siehe bei Montage.
Gefährdende Fahrzeugteile vorn/hinten - Die Einschubbleche für die Kompanieschilder sind scharfkantig und sollten entfernt werden, ebenso sind die Abdeckungen der Rücklichter abzurunden. Ein Problem für eine Oldtimer-Abnahme.
Radabdeckungen vorn unzureichend - Die dicken Reifenwülste schauen 2 cm unter der Karosserie hervor, die Laufflächen sind aber abgedeckt. Es soll eine Abdeckung an den Radlauf. Ein Problem für eine Oldtimer-Abnahme. In meiner Nachbarschaft habe ich einige Sportwagen mit dem gleichen Aussehen gefunden...
Einstiegstufen fehlen - Ok, der Einstieg ist bei 76 cm, das ist 6 cm zu hoch, auch nach der alten EU-Norm. Also soll rechts und links eine Trittstufe hin - Ingrid wird es mir danken. Eventuell ein Problem für eine Oldtimer-Abnahme, es gibt aber zeitgenössische Feuerwehrfahrzeuge mit so einer Trittstufe, also ist so ein Umbau möglich.
Haltegriff Fahrerseite fehlt - Da war nie einer. Reicht das Lenkrad nicht als Griff? Ok, ich schraube einen Griff aus dem Laderaum an die A-Säule. Eventuell ein Problem für eine Oldtimer-Abnahme.
Auspuffrohr zu lang - durch ungenaue Fertigung schaute mein Auspuffroht einige cm seitlich unter der Karosserie heraus. Ok, da müssen 10 cm ab, kein Problem.
Kraftstoffleitung schlechter Zustand - Die Stücke Benzinleitung aus Metallrohr am Tank und auf der Innenseite des Rahmens sind ziemlich rostig. Ok, wird entrostet, kein Problem
Die etwas ungewönlichen Blech-Reflektoren an den Stoßstangen hatten bei mir alle Prüfzeichen. Hinten gab es aber einen Konflikt mit dem Kennzeichen. Ich brauche ein besonders schmales Kennzeichen oder ich muß die Rückstrahler versetzen, damit sie links nicht verdeckt werden. Es wurde auch beginnende Korrosion am Rahmen festgestellt, aber das war ja klar. Ausserdem wirkte der Unterdruckschlauch für die Differentialsperre hinten sehr porös. Sonst gab es nichts zu bemängeln.
Schon auf dem Weg zur Fähre in Göteborg hatte es mich einmal überrascht: Bei einer abrupten Bremsung vor einer Ampel zog der Wagen etwas nach rechts. Allerdings nicht auf Dauer. Auf dem Prüfstand kam es aber an den Tag: Die Bremswirkung auf der Vorderachse ist zu ungleich. Dieses sicherheitsrelevante Teil muß natürlich umgehend instand gesetzt werden.
Bei Volovotrucks in Köln Rodenkirchen war man sehr erstaunt über den Wagen. Eigenlich habe man an LKW ja schon lange nur Druckluftbremsen. Aber es fand sich ein Druckspender zum Entlüften der Bremsleitungen und sogar ein passender Anschluß für die Behälter für das Hydrauliköl. Natürlich hatte ich das Werkstattbuch dabei, so daß ich dem Mechaniker Hassan immer Auskunft geben konnte.
Sehr vorsichtig wurden die Anschlußstellen für die Bremsleitungen gelöst und wieder angeschraubt, damit kein Gewinde ausreißt. Mit 2 Bar Druck wurde das Öl durch die Leitungen gepresst, nur bei einem Bremszylinder vorne links (sic!) mußte ich mit dem Pedal nachhelfen und mehr Druck erzeugen. Auf dem Prüfstand von Volvotrucks war danach die linke Seite stärker, das fand ich etwas sonderbar.
Bei der Inbetriebnahme der Bremse gibt es einen wichtigen Tipp: Zwischen den zwei Bremskreisläufen gibt es hinter der Lenksäule unterhalb des Hauptbremszylinders ein Schaltventil. Dieses Ventil rastet ein, sobald der Druck in einem Bremskreislauf vom Druck im anderen zu stark abweicht. Bei unserer Arbeit mit dem Pedal war das der Fall, nach dem Anlassen leuchtete jetzt ständig die Bremskontrollleuchte. Zu Zurücksetzen muß man den Kontaktschalter einmal aus dem Ventil herausschrauben und wieder hinein, damit der Schalter auf die Mitte zurückspringen kann.
Bei den weitere Arbeiten am Auto hatte ich ja jedes Rad einmal abmontiert. Dann kommt man gut von innen an die Bremsen. Dort gibt an jedem Rad 2 Schrauben, eine für jeden Bremsbelag, mit denen man den Abstand der Bremsbeläge zur Bremstrommel nachstellen kann. Diese habe ich mit einem gecknickten 13er Ringschlüssel etwas enger eingestellt: Stellschrauben anziehen, bis das Rad blockiert, dann wieder etwas lösen - Fertig.
Ich habe dann noch das Pedal nachgestellt. An dem Rahmen im Fußraum, wo die Pedale aufgehängt sind, gibt es einen Anschlag. Dort sitzt für jedes Pedal eine dicke Schraube mit Kontermutter. Mit einem 13-er Ringschlüssel Kontermutter lösen, Anschlagschraube passend hineindrehen, Kontermutter wieder festziehen. Schon ist das Spiel im Pedalweg verringert. Das gleiche gilt für die Kupplung. Achtung: direkt daneben steht der Bremskontakschalter ständig unter Strom - nicht drankommen (Blitz!).
Als Ergebnis spricht die Fußbremse jetzt schneller und direkter an und ich kann beim Bremsen sogar das Lenkrad loslassen. Problem gelöst.
Bei der zweiten Vorführung nach 4 Wochen waren fast alle Mängel behoben. Trotzdem gab es noch ein Problem mit der Windschutzscheibe, also mußte ich ein drittes Mal hin. Beim dritten Besuch war dann endlch alles in Ordnung und ich bekam mein Gutachten, um mir einen neuen Fahrzeugbrief ausstellen lassen zu können.
Mein Gutachten für einen Volvo C303 ist angelehnt an einen bestehenden Fahrzeugbrief für ein gleiches Fahrzeug. Ich habe es hier abgelichtet, um zu zeigen, welche Werte für einen Volvo C303 in welches Feld der neuen EU-Zulassungsbescheinigungen gehören, denn der Aufbau des Gutachtens ist an den Aufbau der neuen EU-Dokumente angelehnt.
Im Gegensatz zur vorherigen schwedischen Zulassung gibt es ein paar Unterschiede. Dies ist eventuell zum Teil interessant für eine Oldtimer-Zulassung.
Für eine absolut unstreitige Einstufung als LKW wurden alle Sitzplätze im Laderaum entfernt, daher sind es bei mir nur noch 2 Sitzplätze im Gegensatz zu 7 Sitzplätzen im Originalfahrzeug. (Feld S.1 und S.2)
Die Typkennzeichnung ist im Gutachten unvollständig, sie sollte nicht "C03 4X4" lauten sondern korrekt "C03 4X4 1V", wie es auch auf dem Volvo Fabrikschild steht. (Feld D.2, Zeile 1)
Die Anhängerkupplung in Form eines Hakens fand nicht die wahre Liebe der Prüfer. Vielleicht, weil sie gegenüber einer Kugel- oder Stiftkupplung keine formschlüssige Verbindung ergibt, sonder noch ein bis zwei cm Spiel bleiben. Daher nur als Rangierkupplung eingetragen, aber mit den original Zugwerten von 750/1500 kg. (Feld O.1 und O.2 sowie 22)
Mit Vorlage der technischen Werte aus den Katalogen von Michelin und Simtex bekam ich den 255/100-R16 Geländereifen als Alternative zur Originalbereifung (Feld 15, Feld 22) eingetragen. Die vermerkte Tachoangleichung ist bei dem Alter meines Fahrzeugs (vor 1994) wohl doch nicht notwendig. Ob man von Michelin eine Freigabe für die 16 x 7,5' Felgen bekommt ist natürlich noch eine zweite Frage.
Die Angabe der Höchstgeschwindigkeit in Feld T mit 95 km/h ist bei mir eine Mittelung des Gutachters aus Anweisung an die Fahrer über dem Tacho mit 80 km/h, der alten Werksangabe von 125 km/h, der wegen Umstellung auf bleifreies Benzin herabgesetzten Motorleistung und meiner Aussage, daß ich laut Tacho schon 95 km/h gefahren sei. Je nach Prüfer kann man hier vielleicht zwischen 80 km/h und 110 km/h eine Wert ausdisskutieren.
Das Original des Gutachtens gibt man bei der Beantragung des Briefes in der Zulassungsstelle zusammen mit den schwedischen Papieren ab, eine Kopie bekommt man dann für die eigenliche Aufgabe mit, mit diesen Angaben neue Zulassungspapiere auszustellen. Diese Kopie habe ich noch mal als Beispiel etwas anonymisiert fürs Netz fotografiert.
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